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Signifikant

Als Signifikant wird die Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens bezeichnet, also seine materielle oder wahrnehmbare Form, z.B. ein Laut, ein Schriftbild oder ein Symbol. Der Signifikant verweist auf ein Gemeintes, das so genannte Signifikat, d.h. auf einen Inhalt oder Begriff. Beide – Signifikant und Signifikat – sind zu unterscheiden vom realen Objekt, also dem konkreten Ding in der Welt.

Beispiel: Der Signifikant „Baum“ (das Wort) bezieht sich auf das Signifikat „Baum“, also auf den den Begriff bzw. unsere Vorstellung von etwas „Baumartigem“, nicht aber auf einen bestimmten realen Baum.

In der alltäglichen Kommunikation scheinen Signifikant und Signifikat oft fest miteinander verbunden zu sein. Doch in der Linguistik (z.B. bei Ferdinand de Saussure) wird deutlich, dass diese Verbindung ist nicht natürlich, sondern willkürlich ist und auf kulturellen Konventionen beruht. Ein Signifikant erhält seine Bedeutung nicht durch Ähnlichkeit mit dem Signifikat, sondern durch seine Stellung im System anderer Signifikanten (Signifikantenkette).

Funktion bei Lacan: In der Psychoanalyse von Jacques Lacan wird der Signifikant zum tragenden Element des Unbewussten. Dabei ist die Bedeutung eines einzelnen Signifikanten nie endgültig festgelegt, sondern immer in Bewegung. Sie entfaltet sich im Zusammenspiel mit anderen Signifikanten in der sogenannten Signifikantenkette.

Signifikantenkette

Die Signifikantenkette bezeichnet in der Theorie Lacans die Abfolge von sprachlichen Zeichen (Signifikanten), in der Bedeutung nicht festliegt, sondern sich im fortlaufenden Spiel der Unterschiede immer wieder neu konstituiert.

In der Sprache gibt es keine feste, natürliche Verbindung zwischen einem Wort (Signifikant, äußere Zeichenform) und dem, was es bezeichnet (Signifikat, Zeicheninhalt). Die Verbindung ist willkürlich – oder wie die Sprachwissenschaft sagt: unmotiviert. Das heißt: Es gibt keinen inneren Grund, warum das Wort „Baum“ gerade diesen Gegenstand bezeichnet. Diese Zuordnung ist historisch gewachsen, also das Ergebnis einer gesellschaftlichen Übereinkunft.

Entscheidend ist nun: Ein Wort erhält seine Bedeutung nicht isoliert, sondern durch seinen Platz im Satz, in der Kette der Signifikanten. Ähnlich wie in der Musik entsteht Sinn durch das, was vorher war – und durch das, was folgt. Ein Zeichen „bedeutet“ also nur, weil es in eine Kette anderer Zeichen eingebunden ist. Und diese Kette ist potentiell unendlich und ihre Bewegung verhindert jede endgültige Fixierung von Bedeutung.

Funktion bei Lacan: Lacan greift hier auf die Sprachtheorie von Ferdinand de Saussure zurück und entwickelt sie unter dem Einfluss von Lévi-Strauss und später Derrida weiter. Für Lacan ist das Unbewusste wie eine Sprache strukturiert und diese Sprache funktioniert eben über die Kette der Signifikanten.

Das Subjekt ist nicht der Ursprung seiner Gedanken, sondern konstituiert sich im Sprechen selbst durch die Bewegung der Signifikanten, durch das, was gesagt wird, und durch das, was zwischen den Worten mitschwingt oder sich verschiebt.
Lacan schreibt:

„Un signifiant ne signifie que pour un autre signifiant.“
(„Ein Signifikant bedeutet nur für einen anderen Signifikanten.“

Das Zitat stammt aus „La signification du phallus“ (Écrits, 1966) und ist ein zentraler Ausdruck seiner strukturalistischen Sprachauffassung, die er in enger Anlehnung an Saussure und Jakobson entwickelt und psychoanalytisch weitergedacht hat. Der Satz bedeutet: Ein einzelner Signifikant (ein einzelnes sprachliches Zeichen) hat keine feste Bedeutung für sich, sondern verweist immer auf andere Signifikanten – Bedeutung entsteht nur im Verhältnis, in der Kette, im Spiel der Differenz. Eine Dynamik, die nicht nur die Sprache durchzieht, sondern auch das Begehren, die Symptome, die Träume – kurz: das Unbewusste selbst.