Für das I Ging gibt es verschiedene Orakelmethoden. Beim Schafgarbenorakel werden beispielsweise aus einem Bündel fünfzig getrockneten Schafgarbestängeln ausgewählt und in die linke Hand genommen. Dann wird ein Schafgarbestängeln weggelegt. Die verbleibenden 49 Schafgarbestängeln werden in zwei Haufen geteilt und unter Wegnahme von jeweils vier Schafgarbestängeln nach einem komplizierten System so lange durchgezählt, bis man entweder zur Zahl 2 oder zur Zahl 3 gelangt. Dieser Vorgang wird dreimal wiederholt und die Summe addiert. Auf diese Weise erhält man einen Wert von 6, 7, 8 oder 9. Die Werte 6 und 8 stehen für eine durchbrochene Linie (Yin), 7 und 9 für eine durchgezogene Linie (Yang). Dieser Vorgang wird sechsmal wiederholt, bis das Hexagramm vollständig ist. Die Zahlen 6 und 9 gelten dabei als sich wandelnde Linien, d. h. sie wandeln sich in ihr jeweiliges Gegenteil: aus 6 (Yin) wird 7 (Yang), aus 9 (Yang) wird 8 (Yin). Dadurch verwandelt sich das ursprüngliche Hexagramm in ein anderes der insgesamt 64 Hexagramme. Dem Material – Schafgarbestängel – kommt in diesem Zusammenhang sicherlich auch symbolische Bedeutung zu: Der Stängel der Schafgarbe ist außen hart, innen hingegen hohl und weich und symbolisiert somit die Gegensätze von Yin und Yang. Die Schafgarbe selbst ist ein Heilmittel, das im menschlichen Körper z. T. gegensätzliche Wirkungen entfaltet, je nachdem, welche Wirkung zur Heilung erforderlich ist, was wiederum auf ihre ausgleichende Wirkung auf das Verhältnis von Yin und Yang verweist.
Shén steht im Kontext der Traditionellen Chinesischen Medizin für menschlichen Geist oder die menschliche Psyche; Shen bezeichnet die grundlegende Kraft oder Instanz im Menschen, die für das Leben verantwortlich ist, und um das Leben zu seinem vollen Potenzial zu fördern, muss der Geist wachsen und kultiviert werden.
Shoshin oder „Anfänger-Geist“ ist ein Konzept aus dem Zen-Buddhismus und bezieht sich auf eine Haltung der Offenheit, Begeisterung und Vorurteilsfreiheit, ähnlich der Einstellung eines Anfängers. Die Praxis von Shoshin hilft dabei, Überheblichkeit und Engstirnigkeit zu überwinden, also Eigenschaften, die häufig das Denken von Menschen prägen, die sich selbst in einer Sache für Experten halten. Shoshin wirkt in diesem Sinn auch als Gegengift zum sog. „Einstellungs-effekt“. Damit ist die Neigung gemeint, ein bestimmtes Problem auf eine spezifische, bereits erprobte Art und Weise zu lösen, selbst dann, wenn bessere oder angemessenere Lösungsmethoden existieren. Es handelt sich also um den negativen Effekt vorheriger Erfahrungen beim Lösen neuer Probleme.
Das „Buch der Urkunden“ (Shūjīng, Shu Jing, früher: Shu King; auch bekannt als Shàngshū) gehört zu den Fünf Klassikern der antiken chinesischen Literatur. Das Kompendium selbst enthält unter anderem Texte, deren Entstehungszeit bereits 1000 Jahre zurücklag, als das Buch der Urkunden zum „Klassiker“ erhoben wurde. Die meisten Kapitel stammen jedoch aus späteren Zeiten. Aufgrund seiner Heterogenität stand das Shūjīng lange Zeit im Mittelpunkt großer philosophischer Debatten.
Je nach Orakelmethode (Schafgarbenorakel, Münzorakel oder elektronisches Orakel wie wir es auf no2DO verwenden) ergeben sich unterschiedliche Zahlenwerte für die einzelnen „Würfe“:
no2DO-Orakel (elektronisch): 7 oder 8
Münz- oder Schafgarbenorakel: 6 oder 7 oder 8 oder 9
Die Zahlen 6 und 9 gelten als sich wandelnde Linien, d. h. sie wandeln sich in ihr jeweiliges Gegenteil: aus 6 (Yin) wird 7 (Yang), aus 9 (Yang) wird 8 (Yin). Dadurch verwandelt sich das ursprüngliche Hexagramm in ein anderes der insgesamt 64 Hexagramme. (nähere Erläuterungen und ein Beispiel gibt es hier).
Ich bekomme immer wieder Anfragen, ob bzw. warum ich in no2DO die sich wandelnden Linien nicht berücksichtige. Mein Standpunkt hierzu ist folgender: Meiner Meinung nach geht es bei der Arbeit mit dem I Ging zunächst einmal darum, das (ursprüngliche) Hexagramm gründlich zu verstehen. Das nimmt Zeit und Mühe in Anspruch. Ich finde diesen Schritt jedoch essentiell und habe die Interpretationsseiten der einzelnen Hexagramme daher Zug um Zug erweitert und den Fragenden Mittel zur Deutung an die Hand gegeben.
Ohne Hilfsmittel bzw. wenn man diesen Aufwand scheut, ist es verlockend, sich schnell den wandelnden Linien zuzuwenden. Beispielsweise im Fall, wenn man ausschließlich mit den Originaltexten arbeitet. Sind wir ehrlich: „Fördernd ist Beharrlichkeit!“ sagt im Grunde nicht viel aus. Man sucht also in den sich wandelnden Linien nach mehr „Fleisch“. Leider sind diese Texte meinst ebenso kryptisch und bringen nur in wenigen Fällen Erleuchtung. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass diese Originaltexte z. B. politische Botschaften aus der Entstehungszeit der Texte enthalten, ein Phänomen, das Dominique Hertzer in ihrem Buch „Das Mawangdui-Yijing“ untersucht.
Wenn man die sich wandelnden Linien dennoch berücksichtigen möchten, hätte ich folgenden Tipp: Durch die sich wandelnden Linien ergibt sich ein weiteres, zweites Hexagramm. Sobald man mit dem ersten Hexagramm umfassend gearbeitet hat, könnte man sich nun mit der gleichen Sorgfalt dem zweiten Hexagramm zuwenden.
Die Steinklassiker sind eine Sammlung von in Stein gehauenen konfuzianischen Klassikern.
Die Stelen wurden über einen Zeitraum von acht Jahren (175 bis 183 n. Chr.) während der Han-Dynastie (206 v. bis 200 n. Chr.) angefertigt und enthielten 200.000 Zeichen auf 46 Stelen. Sie umfassten die sieben damals anerkannten Klassiker: das Buch der Wandlungen (I Ging), das Buch der Dokumente (Buch der Urkunden), das Buch der Lieder, das Buch der Riten, die Frühlings- und Herbstannalen, den Klassiker der Treue und die Analecten. Jede Stele war etwa 2,5 m hoch und 1 m breit. Die steinernen Klassiker der Han-Dynastie wurden bei den Kämpfen nach dem Zusammenbruch der Han-Dynastie im Jahr 207 größtenteils zerstört, nur wenige Fragmente sind erhalten geblieben. Sie waren der erste von mehreren Versuchen während der folgenden Jahrhunderte, korrekte und verbindliche Versionen der klassischen Texte zu erstellen.
Den großen Fluß (Strom) überqueren; zentraler Begriff der traditionellen Interpretation des I Ging. Bedeutung: das Alte abschließen (und davon endgültig Abschied nehmen) und sich neuem zuwenden.
Moderne Deutung: Durchsetzungskraft; Denken, Planen, Handeln; geistige Fähigkeiten; Einsicht
Sun (der Wind / Baum) steht für lebendiges, vorwärtsdrängendes Wachstum aus unserem Inneren heraus. Wie das Ergrünen der Landschaft im Frühling: sich selbst vertrauend, kraftvoll, ohne Zögern und Zweifeln. Strategisch, unerbittlich, unaufhaltsam. Wie der Wind, der durch jede Ritze, in jeden Winkel dringt.
Der Begriff der Synchronizität wurde vom Psychiater C.G. Jung geprägt und beschreibt Phänomene, bei denen sich ein inneres Ereignis oder ein seelischer Zustand in einem oder mehreren äußeren, physischen Ereignissen spiegelt. Die Verschränkung der beiden Ebenen – seelisch-innen und physisch-außen – erfolgt synchron, d.h. gleichzeitig, und ohne dass ein kausaler Zusammenhang ersichtlich wäre. Was die beiden Ebenen jedoch auf jeden Fall miteinander verbindet ist ein psychischer Sinnzusammenhang.
Ein systematisiertes (objektivierendes) kombinatorisches System ist ein Orakel, das die Beziehungen zwischen einzelnen Elementen der Wahrsagung (in der Astrologie beispielsweise die Tierkreiszeichen, Planetenkonstellationen und Häuser) durch Regeln festlegt. Das Regelwerk ermöglicht es, die „zufällige“ Ausgangssituation (in der Astrologie z. B. der Zeitpunkt der Geburt ) rational zu erfassen und lässt dennoch Raum für Interpretation. Diese Flexibilität gewährleistet, dass die systematische Schlussfolgerungen aufgrund des Regelwerks in einem zweiten Schritt auf die individuelle Situation des Fragestellers angewendet werden können.