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Textus receptus

Überlieferte Text (Latein).

Das I Ging ist hauptsächlich als eine in Stein gravierte kanonische Schrift Chinas bekannt und gehört zu den sog. „Steinklassikern“, 64 Steinplatten mit Lehrtexten, die auf Jahr 175 n. Chr. datiert werden. Gelehrte aus dem ganzen Land waren verpflichtet, diese Texte zu kopieren in ihren Unterweisungen zu verwenden.

Das I Ging in der Form des Textus receptus besteht aus zwei Textteilen: dem klassischen Text (jingwen) und die Kommentare (zuhuan).
Der klassische Text bildet die Grundlage der Interpretation und dient als Handbuch der Wahrsagung. Er gliedert sich in Hexagrammtext – hier wird die Situation im Allgemeinen beschreiben – und die Linientexte, die unterschiedliche Aspekte der Situation berücksichtigen. Entstehungsgeschichtlich wird der klassische Text auf das 8. Jh. v. Chr. datiert. Die traditionelle Auffassung ist, dass die Erfindung der acht Trigramme auf den ersten chinesischen Urkaiser Fu Xi zurückgeht, die Hexagramme dem Zhou-König Wen Wang (1231-1135 v. Chr.) zuzuschreiben sind und die Linientexte von seinem Sohn, dem Herzog von Zhou (gest. 1105 v. Chr.), stammen sollen. Tatsächlich handel es sich aber wohl eher um eine Sammlung von Orakelvokabular (wie z. B. die Inschriften auf den Orakelknochen), altem Liedgut und traditionellen Volksweisheiten, die später von einem oder möglicherweise auch mehreren Autoren zusammengestellt wurde.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, eine Besonderheit der chinesischen Sprache: Texte sind beim Anhören automatisch viel- und mehrdeutig – und wecken dadurch die Assoziation einer mystischen Göttersprache. Die Autoren de I Ging waren sich dieser Mehrdeutigkeit mündlicher Sprache sicherlich bewusst und versuchten, dieses Phänomen in die Niederschrift zu übernehmen, sodass bei der Interpretation eines (schriftlich fixierten) Textes sowohl die bildliche Ausdruckskraft des Schriftzeichens wie auch die assoziativ bei der Aussprache entstehenden Mehrdeutigkeiten und Bedeutungsvariationen zum Tragen kommen.
Die Kommentare, die auch als Zehn Flügel bezeichnet werden, entstanden sehr viel später (ca. ab 200 v. Chr.) und bestehen aus 10 Textabschnitten, die u.a. die Hexagrammnamen und -texte erläutern, die Symbolik der Trigramme und Reihenfolge der Hexagramme erklären, ethisch-moralische Anweisungen und eine philosophisch-ethische Auslegung nach konfuzianischer Moralvorstellung umfassen. (vgl. Hertzer, 40-42)

Die Tatsache, dass die frühesten Teile des I Ging aus dem 8. Jh. v. Chr. stammen, die Steinklassiker aber erst rund 1000 Jahre später verfasst wurden, wirft eine Reihe von Fragen auf: Welche inhaltlichen und strukturellen Veränderungen am Textmaterial gab es während dieser 1000 Jahre? Hat es tatsächlich immer nur eine einzige gültige Version dieses Textes gegeben oder waren mehrere Varianten im Umlauf? Und, sollte es Varianten gegeben haben: Welche politischen und soziokulturellen Einflüsse führten schlussendlich zur Auswahl des zur in den Steinklassikern festgehaltenen Version des I Ging?
Vor diesem Hintergrund kommt den archäologischen Funden, die 1972 in Mawangdui (nahe Changsha / Hunan; Seidenbücher) und 1977 in Shuanggudui (bei Fuyang / Anhui; Bambus- und Holztäfelchen) gemacht wurden, besondere Bedeutung zu: Man entdeckte in Mawangdui u.a. eine Grabbibliothek, die ebenfalls eine Abschrift des I Ging enthielt, die allerdings weitaus älter ist als der bisher bekannte Textus receptus. Diese Version des I Ging weicht zu ca. 25 %  vom bisher bekannten Text ab, unter anderem in der Reihenfolge, wie die Hexagramme aufeinander folgen; die archäologischen Fund in Shuanggudui müssen noch analysiert werden. (Vgl. Hertzer, 51-52)

Quellenverzeichnis

— Hertzer, Dominique. 1996. Das Alte und das neue Yijing. Die Wandlungen des Buches der Wandlungen. München: Diederichs.

Traditionelle Akupunktur

Die die Fünf-Elemente-Lehre (Wu Xing, 5 Wandlungsphasen) bildet u. a. die Grundlage Traditionelle Akupunktur, einem Untersystem der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die Traditionelle Akupunktur, die hauptsächlich die Elementepunkte der Meridiane einsetzt (Antike Punkte), will den Menschen dabei unterstützen, verloren gegangenes Gleichgewicht auf allen Ebenen (Körper, Geist, Seele) wiederherzustellen und ihm helfen zu wachsen und zu reifen.

Akupunkturpunkte werden dabei teilweise als Energiemuster verstanden, die man nicht nur durch Nadeln oder Fingerdruck aktivieren kann, sondern auch indem wir meditieren, unseren Geist weiten und uns ihren metaphorischen Bilderwelten öffnen.

Weiterlesen: Literatur zum Thema Traditionelle Akupunktur

Trigramm

Die 8 Trigramme bilden die Grundlage des I Ging. Sie setzen sich aus jeweils drei durchgezogenen (Yang) bzw. durchbrochenen (Yin) Linien. Zwei Trigramme bilden ein Hexagramm, also ein Zeichen des I Ging.
Die farbigen Trigramme sind mit den jeweiligen Kapiteln im I Ging Kurs verlinkt und werden dort ausführlich erklärt.

Chinesischer
Name
Traditionelles
Bild
Traditionelle
Eigenschaft
Moderne
Deutung
Element
Organe

Kun

 

Erde

Mutter

empfangend, dunkel, nährend,
weich, anpassungsfähig,
fruchtbar
Stabilität; Mitgefühl,
Bindung; Frieden

Störung: Grübeln

Erde
Milz-Pankreas (MP)

Dui

See

jüngste Tochter

heiter, zufrieden,
erfüllt, offen
Demut; Verbundenheit,
Inspiration

Störung: Melancholie

Metall
Lunge (Lu)

Li

Feuer

mittlere Tochter

heiß, klar, leuchtend,
hafend, intelligent
Unterscheidungs­vermögen

Störung: Chaos

Feuer
Dünndarm (Dü)

Sun

Wind
Baum

älteste Tochter

sanft, eindringend,
durchdringend, beweglich
Denken, Planen, Handeln

Störung: Resignation

Holz
Leber (Le)

Qian

Himmel

Vater

schöpferisch, hell,
geistig bewusst, sich
ausdehnend
Ausdruck, Leidenschaft;
Wärme, Liebe

Störung: Egozentrik

Feuer
Herz (He)

Zhen

Donner

ältester Sohn

erregend, stark, schnell,
in Bewegung, umwälzend
Entscheidungsfähigkeit,
Flexibilität

Störung: Wut

Holz
Gallenblase (Gb)

Kan

Wasser

mittlerer Sohn

abgründig, gefährlich,
schwierig, schwermütig
Urvertrauen; Intuition

Störung: Ängste

Wasser
Niere (Ni)

Gen

Berg

jüngster Sohn

stillhaltend, unbeweglich,
störrisch, bewahrend
Loslassen;
Transformation

Störung: Trauer

Metall
Dickdarm (Di)

Urteil

Stammt aus dem ältesten Teil des I Ging und wird traditionell Wenwang (König Wen, 12. Jh. v. Chr.) zugeschrieben; kurze, bildhafte Sätze beschreiben die Situation und schließen mit einer knappen Bewertung ab.

Wandlungsphasen

Die Lehre von den fünf Wandlungsphasen oder Fünf-Elemente-Lehre (Wu Xing) ist eine daoistische Theorie zur Naturbeschreibung und sucht nach Gesetzmäßigkeiten, nach denen dynamische Umwandlungsprozesse (Wandlungen) im Bereich des Lebendigen ablaufen. Die fünf Elemente Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde sind aus der Natur abgeleitet und stehen für abstrakte Eigenschaften.

Wang Bi

Chinesischer Philosoph, 226 bis 249. Wáng Bì zählt  – obwohl er mit nur 23 Jahren verstarb – zu den bedeutendsten Kommentatoren von Laozis Daodejing sowie des I Ging.

Wáng Bì verstand sich selbst als Konfuzianer. Mit seiner Auslegung des Daodejing in den Jahren der turbulenten Zeit der Drei Reiche wollte er zur Wiederherstellung der Ordnung beitragen und einen zum Gedankengut des Konfuzianismus passenden Daoismus schaffen.

Weiterlesen: Zitate von Wang Bi
Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Wang_Bi

Wegmarke

Das Modell Dem Weg der Wandlungen folgen unterteilt die einzelnen Trigramme entsprechend ihrer qualitativen Dynamik. An den Wegmarken (Zhen, der Donner, Gen, der Berg, Sun, der Wind / Baum, Dui, der See) ist die Bewegung dynamisch, die Richtung ist eindeutig, das Momentum nimmt im Sinne einer positiven Erschütterung zu.

Bei den Wegmarken Dui und Gen entsteht Bewegung, indem sich oben eine dem vorangegangenen Zeichen jeweils entgegengesetzte Linie anfügt. Beide Zeichen öffnen sich der (jeweils anderen) Welt und lassen sich berühren – von inneren (Gen) bzw. äußeren (Dui) Impulsen. Bei Zhen und Sun hingegen nimmt die wechselhafte Dynamik des vorangegangen Zeichens nun eine klare Richtung an: hin zu inneren (Zhen) oder äußeren (Sun) Impulsen.

Weiterlesen: Prüfpunkt, Ruhepunkt

Wu Wei

Neben dem von Dao, ist Wu Wei eines der zentralen Konzepte des Daoismus und bedeutet so viel wie Nicht-Eingreifen. Damit ist jedoch nicht Teil­nahms­losig­keit, sondern vielmehr eine Haltung gemeint, die von krea­tiver Rezeptivität, Aufmerksamkeit und Offenheit gegenüber dem Umwelt geprägt ist. Erst wenn wir uns einer Situation in ihrer ganzen Viel­schichtig­keit und Komplexität gewahr sind, können wir, aus einem Zustand innerer Stille heraus, spontan und in Ein­klang mit dieser Ge­samt­situation handeln. Dies geschieht dann leicht und mühelos, ohne An­strengung des Willens und ist ganz anders als der meist eher fruchtlose, intellektuell ge­prägte Aktio­nismus, den unsere Kultur so gerne belohnt.

Ich habe an anderer Stelle einen längeren Artikel zum Thema Wu Wei, Nichthandeln, geschrieben.
Weiterlesen: Wu Wei. Eine Annäherung

Yang

Yang stand anfangs für die wärmere Südseite des Berges, für ein sonniges Flussufer, später auch für den Berg als Ganzes. Später bezeichnete Yang alles Lichte und Helle einschließlich Tag, Sommer und Sonne. Entsprechend wurde Trockenes, Luft (Wind) und Feuer Yang zugeordnet, ebenso zunehmend warme Frühlingstage, das Aufblühen und der Belebung der Natur in der warmen Jahreszeit, alles Aktive, Zeugende, Belebende, Schöpferische, sich Ausdehnende, Glänzende, Äußere. Yang entspricht dem Harten und Männlichen.
Yang manifestiert sich in ungeraden Zahlen, dargestellt durch eine durchgezogene Linie, z. B. | oder auch

Yi

Bewusstsein, Absicht, Intention; ein Zustand des Erlaubens, des Zulassens; gerichtetes Bewusstsein.

Weiterlesen: Yi

Yin

Yin bezeichnete ursprünglich die kältere Nordseite eines Berges und das beschattete Flussufer bzw. die dunklere, kühlere Südseite eines Tales. Später verband man mit Yin die Vorstellung von Tagen mit kühlem Wetter und bedecktem Himmel, mit Schatten und allem Dunklen, mit Kühle und Feuchte, Wasser und Erde, Nacht und Winter. Yin entsprechen die winterlichen Qualitäten, das Passive, Verborgene, sich Zusammenziehende, das Matte, das Innere. Yin wird dem Weichen und Weiblichen zugeordnet.
Im I Ging wird Yin durch gerade Zahlen repräsentiert. Dargestellt wird dies durch eine durchbrochene Linie, z. B. ¦ oder auch
Yin

Yin und Yang

Yin und Yang sind zentrale Begriffe der chinesischen Philosophie, speziell des Daoismus, der alles in diese Zweiteilung einbezieht. Yin und Yang sind dem Daoismus zufolge die beiden Grundaspekte der Wirklichkeit, die einander bedingen, ergänzen und im rhythmischem Wechsel des Lebens gegenseitig ablösen. Das Tàijí-Symbol zeigt, wie Yin und Yang einander ergänzen und ineinander übergehen.

Zehn Flügel

Die „Zehn Flügel“ (auch „Kommentare“ genannt) sind ein Teil des Textus receptus und wurden ab etwa 200 v. Chr. konzipiert. Sie bestehen aus 10 Textabschnitten, die u.a. die Hexagrammnamen und -texte erklären, die Symbolik der Trigramme und die Anordnung der Hexagramme erläutern und ethisch-moralische Anweisungen und eine philosophisch-ethische Interpretation enthalten. Insbesondere der 9. Flügel wird Konfuzius zugeschrieben und zeigt, in welcher Reihenfolge die Hexagramme aufeinander folgen.

Zhen, der Donner

Moderne Deutung: Ent­schei­dungs­fähig­keit; Entschlossenheit, Enthusiasmus, Mut; Genauigkeit; Flexibilität, Stärke

Zhen steht für unsere Entscheidungsfähigkeit, für Entschlossenheit, Enthusiasmus, für Mut und Genauigkeit; auch Flexibilität und Stärke gehören zu Zhen. Wenn wir uns in der Natur umsehen, dann ist das Bewegungsmuster von Zhen das einer Knospe in ihre Schutzhülle, die gerade im Aufbrechen begriffen ist: eine plötzliche, entschiedene und mutige Bewegung.

Wandlungsphase (Element): Holz
Funktionskreis: Gallenblase (Gb)

Weiterlesen: I Ging Kurs: Zhen, der Donner

Zhuangzi

Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Ein Werk das z. T. Meister Zhuang, einem chinesischer Philosophen und Dichter, zugeschrieben wird. Zusammen mit dem Daodejing gilt es als Hauptwerk des Daoismus.