14 – der besitz von großem

„Ich, ich, ganz ich!“ – Nein, das ist kein Egotrip. Es bedeutet ganz einfach, bei mir selbst zu sein. Zu wissen, wer ich tief in meinem Inneren wirklich bin. Ruhig und zufrieden dazusitzen, still in mich hineinlächelnd, wie ein… Buddha.

Um mich dann, mit großer, inneren Ruhe, gut verwurzelt, der Welt zuzuwenden. Dieser Welt, die da unaufhörlich in ihrer ganzen Fülle auf mich einstürmt. Mich berührt, mich inspiriert, mich bereichert, bedrängt… Was für eine Vielfalt – und was für ein Chaos!

Li, das Feuer, steht für die Fähigkeit zu differenzieren, das „Klare“ vom „Unklaren“ zu trennen. Je besser ich mich selbst kenne, umso leichter fällt es mir, zu unterscheiden: Was ist wichtig, was ist unwichtig? Nur, wenn ich mich auf das Wesentliche konzentrieren, bleibe ich handlungsfähig.

Einige Überlegungen

Vielleicht geht es bei 14 – der Besitz von Großem darum, herauszufinden, was genau das ist, was da in einem selbst steckt, wer wir eigentlich sind genau sind. Und diesem „Ich bin“ die Ehre zu erweisen, ihm einen gebührenden Platz im Leben einzuräumen.
Li, das Feuer (oberes Trigramm), steht ja für unsere Fähigkeit zu Differenzieren, das „Klare“ vom „Unklaren“ zu trennen. Aber bevor wir das können, brauchen wir eine solide Basis. Und die ist eben Qian, der Himmel (unteres Trigramm und erstes Kernzeichen). Qian ist dieses – nun, ich nenne es: „Ich, ich, ganz ich.“ Bei mir selbst sein. Mich selbst und meine Bedürfnisse spüren, wahrnehmen. Für mich selbst sorgen.

Leider treffen wir in unserem Leben häufig sonderbare Übereinkünfte. Beispielsweise „Ich bin nett zu dir und du sorgst dann gut für mich.“ Langfristig führt das nirgendwohin. Was man für den eigenen Einsatz („ich bin nett zu dir“) bekommt ist für gewöhnlich nur so eine Art Minimalversorgung, gerade so viel, dass man an Bord bleibt.
Vielleicht weist uns der Besitz von Großem darauf hin: „Hey, du bist wichtig und wertvoll. Du musst keine komischen Deals eingehen. Du bist es wert, dass es dir gut geht und du nett behandelt wirst. Sorge du also als allererster mal selbst gut für dich! Und wer dich ansonsten ebenfalls gut behandelt: prima. Aber wer das nicht tut, der fliegt raus!“
Eigentlich steckt es da schon drin, das Kriterium, um das Klare vom Unklaren zu trennen… :)

Fragestellungen

Die nachfolgenden Kommentare erreichten mich bezüglich Hexagramm 14 – der Besitz von Großem. Sie beschreiben zum Teil sehr gravierende Lebensumstände. Mein Eindruck ist, diese Menschen besitzen etwas Großes, etwas, was sie durch diese Situationen trägt bzw. sie diese Situationen ertragen lässt.

  • Ein Nutzer hat vor Jahren ein Projekt angefangen, das damals an verschiedenen Umständen gescheitert ist. Seine Frage an das I Ging lautet, ob er das Projekt jetzt wieder aktivieren soll, da sich die Umstände inzwischen grundlegend verändert haben.
  • Ein Nutzer befragt das I Ging: „Kann das echt sein?“ und erläutert: „Seit ungefähr einem Jahr habe ich einen Gedanken/spüre ich eine Bewegung in meinem Leben: ein beständiges Gefühl, dass etwas [Gutes] in der Zukunft passieren wird. Die meiste Zeit fühlt es sich absolut real an, dann wieder meldet sich mein Kopf zu Wort und sagt: ‚Heb mal nicht ab, bleib auf dem Boden!'“
  • Eine Nutzerin beschreibt ihre Situation folgendermaßen: „Jahrelang habe ich hart an mir gearbeitet, aber irgendwann ertrug ich es nicht mehr, in ständiger Angst vor meinen Ehemann zu leben. Ich verließ ihn, er kontrolliert aber weiter unser gesamtes Vermögen. Die Situation und die Umstände, in der ich mich jetzt befinde, verursachen mir große Unsicherheit und Beklemmung.“
  • Eine Nutzerin schreibt: „Mein stetiges Üben von Taiji und Qi Gong hat mein Geist beruhigt, mich zu mir selbst geführt und mir die Kraft gegeben, schwere Schicksalsschläge zu ertragen. Meine Freunde, die ich vor Jahren verloren habe, fehlen mir. Wie es der traditionelle Text es beschreibt, meide ich was schlecht ist und entwickle was gut ist. Aber der Verlust meiner Freunde geht nicht aus meinem Kopf.
  • Ich würde gerne das, was ich gelernt habe, weitergeben, ggf. über eine Teilselbständigkeit.“
  • Ein Nutzer fragt: „In welcher Situation befinde ich mich?“
  • Eine Nutzerin fragt: „Was kann ich noch tun, um meinen Stalker loszuwerden?“
  • Eine Nutzerin stellt dem I Ging folgende Frage: „Was hilft mir, damit ich umkehre und meiner inneren Stimme folge?“ Zum Hintergrund berichtet sie: „Als ich diese Frage stellte, war ich komplett überlastet durch meinen Beruf, die Hausarbeit und als Mutter zweier Kinder. Ich habe damals schon länger meine eigenen Bedürfnisse missachte und meiner eigenen, inneren Stimme nicht mehr zugehört – es war einfach immer so viel zu tun. Schließlich hat sich bei mir eine chronische Krankheit entwickelt, Fibromyalgie, und ich bin seither im Krankenstand. Nun suche ich nach einer gesunden Perspektive für mich, um allen finanziellen Erfordernissen gerecht zu werden. Ich bin überzeugt, dass ich meiner inneren Stimme vertrauen kann, sie gewiss eine Lösung für die Schwierigkeiten weiß. Aber leider bin ich lange Zeit äußeren Stimmen gefolgt und habe nicht mehr aus mir selbst heraus gelebt.“
  • Eine Nutzerin erhält Hexagramm 14 – der Besitz von Großem in einer Situation zur Antwort, die sie folgendermaßen beschreibt: „Seit ich in leitender Position tätig bin, bekomme ich immer wieder Angst vor beruflichen Veränderungen. Hintergrund ist wohl, dass ich als Kind von Erwachsenen psychisch missbraucht wurde. Wenn ich mich tatsächlich neu bewerbe, mache ich oft aus Angst einen Rückzieher , weil ich Angst habe, nicht Herr der Lage, meinen Vorgesetzten ausgeliefert zu sein.“

Die aktuelle Interpretation finden Sie hier: https://www.no2do.com/hexagramme/777787.htm