24 – die wiederkehr

Im dunklen Schoß der Erde passiert etwas: einer Entscheidung (Zhen) folgt eine lange Phase des Wachsens und Materialisierens (Kun) – auch wenn wir zunächst einmal nichts davon sehen. Ich weiß nicht, was schwieriger ist: die Entscheidung oder die Geduld.

Unser Entscheidung jedenfalls sollte mit unserm tiefsten eigenen Empfinden übereinstimmt und möglichst unbeeinflusst von unserem Tagesbewusstsein und/oder unserem kulturellen Umfeld sein. Eine Entscheidung, die uns so, wie wir sind, widerspiegelt. Und genau diese Entscheidung vertrauen wir dann der Welt an – so als ob wir den perfekten Samen in die Erde pflanzten. Um ihm dann Raum und Zeit zu geben, damit er sich in die Welt hinein materialisieren kann.

Fragestellungen

In der Zwischenzeit erreichten mich zwei weitere Anfragen zum Hexagramm 24 – die Wiederkehr:

  • Ein Nutzer fragte das I Ging: „Wie kann ich eine Person meiner näheren Umgebung, die mir Schaden zufügt und es weiterhin vorhat, in ihre Schranken weisen?“
    Die Person, um die es geht, ist psychisch krank. Es gab bereits mehrere Gespräche, Behauptungen, die sie in die Welt gesetzt hatte um Verwirrung zu stiften, wurden als haltlos entlarvt. Leider setzt sich die Angelegenheit bisher fort.
  • Seit etwas einem Jahr hat eine Nutzerin immer wieder grippale Infekte, ohne dass sie dafür körperliche oder psychische Gründe angeben könnte. Diese Ruhephasen-wider-Willen zu akzeptieren fällt ihr schwer. Ihre Frage an das I Ging: „Was hilft mir jetzt in der Zeit meiner Krankheit?“
  • Eine Nutzerin stellt dem I Ging folgende Frage: „What is the highest and best advice regarding my financial struggles?“ (Was ist die höchste und bestmögliche Empfehlung bezüglich meiner finanziellen Schwierigkeiten?). Die Antwort des I Gings lautet: 24 – die Wiederkehr.
  • Die Frage eines Nutzers lautete: „Was ist in meiner Situation – ich befinde mich inmitten eines beruflichen Neuanfangs – jetzt zu tun, worum geht es?“ Er beschreibt, dass die Tatsache, dass es nicht beruflich sofort vorangeht, alte Gefühle der Wertlosigkeit triggert, er nimmt es persönlich, es tut weh. Andererseits will er auch nichts puschen, vor allem nicht aus diesem Gefühl der inneren Armut heraus. Das I Ging antwortet mit 24 – die Wiederkehr.
  • Eine Nutzerin erhält Hexagramm 24 – die Wiederkehr in einer Situation zur Antwort, die sie folgendermaßen beschreibt: „Meine Schwester weist mich immer wieder zurück. Wahrscheinlich will sie damit kaschieren, wie mies sie sich gegen mich verhalten hat und lehnt meine Annäherungsversuche deswegen ab. Ich empfinde Schmerz darüber und frage mich, wie ich mich damit umgehen, mich verhalten soll. Tatsächlich ist die Antwort, Hexagramm 24 – die Wiederkehr, wie ein Anker für mich. Ich muss die Erfahrung der Ablehnung akzeptieren. Ich muss mich selbst gut behandeln. Bis es auch die Außenwelt tut. Wieder etwas gelernt!“

Fallstudie

Basil - Basilikum auf meinem Fensterbrett

Hexagramm 24 – die Wiederkehr beginnt mit einer Yang-Linie, auf die fünf Yin-Linien folgen. Dem unteren Trigramm Zhen, der Donner, folgt dreimal Kun, die Erde: als erstes und zweites Kernzeichen, und schließlich als oberes Trigramm.
Im dunklen Schoß der Erde passiert etwas: einer Entscheidung (Zhen) folgt eine lange Phase des Wachsens und Materialisierens. Oder, um ein konkreteres Bild zu verwenden: etwas passiert, der Keimling wächst (und die Pflanze kehrt wieder). Aber wir sehen nichts davon.
Und genau das verunsichert uns oft ungemein.
Ich habe im Frühjahr beschlossen, Basilikum selbst anzusähen, anstatt ihn wie sonst bereits ausgekeimt von Gärtner zu kaufen. Also bereitete ich einen Topf und Erde vor, kaufte Samen und pflanzte sie. Und nichts passierte. Ich schaute jeden Tag nach dem Topf und dachte: „Vielleicht waren die Samen nicht gut? Vielleicht hat ein Vogel die Samen aus der Erde gepickt? Soll ich nachsähen?“ Ich war versucht, in der Erde herumzustochern, um zu sehen, ob sich irgendetwas tat.
Ich tat es nicht. Ich zügelte meine Neugier und die Gedanken der Unsicherheit („So schlossen die frühen Könige zur Sonnwende die Pässe….“). Und wartete.
Nach 10 Tagen geschah das Wunder: mein Basilikum keimte. Ein Hauch von… grün! (Es stand übrigens genau so auf der Packung…)
Was ist nun die Empfehlung, die das I Ging mit dem Hexagramm 24 – die Wiederkehr gibt? Ich denke, zunächst einmal geht es darum, eine klare Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die mit dem tiefsten eigenen Empfinden übereinstimmt, die möglichst unbeeinflusst von unserem Tagesbewusstsein und/oder unserem kulturellen Umfeld ist. Eine Entscheidung, die uns als die Person widerspiegelt, der wir sind. Kurz: der perfekte Same.
Anschließend sollten wir dieser Entscheidung, diesem Samen, den wir in die Welt gepflanzt haben, vertrauen. Ihm Raum und Zeit zu geben, damit er sich in die Welt hinein materialisieren kann.
Ich weiß nicht, was schwieriger ist: die Entscheidung oder die Geduld. Denn wie bei meiner Basilikumpflanzung geschieht hier etwas, ohne dass wir es sehen. Wir aber sind es gewohnt, Dinge zu tun, zu agieren, zu handeln und lassen uns, statt einfach nur abzuwarten, zu blindem Aktionismus verleiten.
Vielleicht weil wir unseren eigenen Entscheidungen nicht vertrauen? Ich habe meinen Basilikumsamen zunächst nicht wirklich getraut…
Geschehen-lassen, Nicht-Tun, Wu Wei… Das fällt uns eher schwer. Aber genau das ist wohl der höchste und beste Empfehlung des Hexagramms: Nicht-Tun. Der eigenen Entscheidung vertrauen – und ihr die Zeit zum Wachstum geben, die sie benötigt.

PS: Basilikum zu pflanzen ist vielleicht überhaupt eine gute Idee. Für die Inder ist Basilikum eine heilige Pflanze, dem Gott ist Vishnu geweiht und Symbol für seine Frau, die Göttin Lakshmi. Damit steht Basilikum (Tulsi) für Schutz, Gesundheit und: Wohlstand!

Die aktuelle Interpretation finden Sie hier: https://www.no2do.com/hexagramme/788888.htm